Dienstag, 4. April 2006

Mit Bäumen sprechen (2)

Kapitel 1: Mit Samen sprechen – Schneeschmelze

Heute morgen war es soweit: Aus dem Fach in der Kühlschranktüre, wo sie knapp eine Woche neben süßem Senf und Partypumpernickel verbracht haben, holte ich die Mammutbaumsamen aus den Tütchen, um sie (nach Verkäufer getrennt) in Untertassen für einige Zeit einweichen zu lassen.



Mit der banalen Wirklichkeit der vollkommen artfremden Umgebung, in der sie die letzten Tage verbracht haben, darf man die Mammutbaumsamen jedoch auf keinen Fall konfrontieren, sollen sie nicht ein seelisches Trauma davontragen, das sich noch Jahrhunderte später äußern kann, wenn lange Trockenzeiten oder Waldbrände die ganze Abwehr- und Widerstandskraft der Pflanze erfordern.

Durch gezielte Ansprache muss man bereits im Samenalter dafür Sorgen, dass die Gewächse auf den Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende dauernden Kampf gegen Gewalten aller Art vorbereitet sind:

„Liebe Mammutbaumsäminnen und Mammutbaumsamen,
ich freue mich außerordentlich, dass Sie heute so zahlreich zum Beginn der Einweichphase erschienen sind und begrüße ausdrücklich und besonders die Mitglieder der Familien Bergmammutbaumsamen, die bei diesem Ereignis als Protagonisten aufzutreten die Ehre haben. Bedanken möchte ich mich außerdem bei … „

- so geht es natürlich nicht, sofern man vermeiden will, dass sich die Bäume schon im jungen Alter eine Krawatte aus Efeu oder einen Mistelbusch als Kragenfliege zulegen möchten. Solche Schmarotzer würden jedoch die Überlebensfähigkeit in besonders beanspruchenden Situationen ebenfalls verringern.

Vielmehr gilt es, den zukünftigen Pflänzchen die Situation den Informationen entsprechend darzustellen, wie sie bereits in ihrem Erbgut hinterlegt sind:

„Ich weiß nicht, was war, bevor ihr hierher gekommen seid, aber aus Sicht des Zeitraumes, den wir überblicken können, war es ein kurzer Winter. Er dauerte gerade mal sechs Tage und er war auch nicht besonders hart. In dem geschützten Hohlraum, in den ihr auf wundersame Weise gefallen seid, sanken sie gerade mal auf um die 4°C, und zwischendurch wehte für kurze Momente ein milder Wind herein, so um die 20°C warm, der euch den herannahenden Frühling schon erahnen lies.

„Und nun ist die Zeit gekommen, oben in den tief verschneiten Bergen schmilzt der Schnee. Schon wird es heller um Euch und ihr spürt, dass sich um Euch eine kleine Pfütze gebildet hat. Ihr mögt das angenehme Gefühl, von klarem Wasser umgeben zu sein, dass von den kräftiger werdenden Sonnenstrahlen langsam erwärmt wird. Spürt ihr schon die ersten Regungen in euch, den Drang, zu keimen? Haltet noch ein paar Stunden aus, dann werdet ich sicher feuchte Erde unter euch haben, in die ihr eure ersten zarten Wurzeln ausstrecken könnt!“

Das vierte Element... Feuer

Bis das erste mal der eigene Garten in Brand gesteckt werden sollte ;), um die Fortpflanzung der Mammutbäume zu gewährleisten ist es noch ein Weilchen hin. Doch die Bäume brauchen dazu tatsächlich Feuer. Die Zapfen der Mammutbäume hängen in ziemlich großer Höhe und erst wenn es dort richtig schön warm wird, öffnen sich diese und die Samen fallen zu Boden. Asche ist zudem ein idealer Nährboden für die Samen. Doch das Feuer hat noch eine weitere Funktion... durch seine viele cm dicke Rinde ist der Mammutbaum selbst exzellent gegen das Feuer geschützt, seine weniger großen Konkurrenten (z.B. Douglastannen) hingegen nicht. Der Bestand an Bäumen im Wald wird also deutlich dezimiert, es bleiben mehr Platz und Nährstoffe für die riesigen Mammutbäume. Und durch die Ausdünnung fällt natürlich auch deutlich mehr Licht auf die Samen.

Etwa alle 25-30 Jahre ist so ein Feuer angesagt. In den amerikanischen National- und Stateparks, wo die Mammuts heimisch sind, wird ca. alle 30 Jahre ein kontrolliertes Feuer gelegt, um die Fortpflanzung der Baumriesen zu garantieren. Und Smokey der Bär? Naja, der schaut dann einfach mal weg...

1000 Jahre Mammutbaum

Mögen sie in den Himmel wachsen!

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